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    Ein HANDBUCH FÜR THERAPEUTEN, DIE DIE INITIATISCHE MÄRCHENARBEIT ANWENDEN MÖCHTEN. EIN SPANNENDES BUCH FÜR ALLE, DIE MÄRCHEN LIEBEN UND AN DEUTUNGEN INTERESSIERT SIND. MÄRCHENSEMINARE WERDEN DOKUMENTIERT. DABEI ZEIGT SICH DIE TIEFE WEISHEIT DER MÄRCHEN.

S.163 In einem Teehaus war ein alter Mann, der...  in tiefe Melancholie versunken war. Er fing an, in einer der Taschen seiner wattierten Jacke  zu kramen. Er holte eine Feldflasche, eine Art getrockneter Flaschenkürbis, heraus, die er an seinem Körper schön warm gehalten hatte. Er sprach laut mit seiner Flasche, die lauter Luftlöcher hatte. Dann hob er den aus Knochen hübsch geschnitzten und verzierten Deckel ab und nahm ein winziges Geschöpf heraus: eine Grille. Sein Gesicht hellte sich ganz plötzlich auf und mit einem vom Herzen kommenden Lächeln unterhielt er sich mit dem Insekt. Er hatte seine Kümmernisse vergessen und reiste ganz allein im unendlich Kleinen. Er erklärte mir, warum seine Grille der ideale Lebensgefährte für ihn sei. Mit einem Mal unterbrach er seine Rede und begann die Kunden des Teehauses zu beschimpfen: der von den Wasserpfeifen ausgestoßene Rauch gefährde die Gesundheit seines kleinen Freundes! Die ganze Gesellschaft hörte sofort auf zu rauchen, auf dass die .rille atmen konnte.

 

S.59 Die Mythologie zeigt uns, wie Menschen Herausforderungen mutig begegnen. Mythen sind archetypische Geschichten, die direkt zu unserem Wesenskern sprechen. Sie erinnern uns an unsere tiefen Sehnsüchte und zeigen uns unsere verborgenen Stärken und Ressourcen. Darüber hinaus sind sie Landkarten unserer eigentlichen Natur und dem Kosmos.

Der griechische Mythos von Medusa erfasst die Essenz des Traumas und beschreibt den Weg zu seiner  Verwandlung.

Traktate

S79 ...Dazu ist die Seele geschaffen, dass sie ... sich in die Reinheit des grundlosen Brunnens göttlicher Natur versenken soll und da wie eins werden mit Gott, so dass sie selbst sagen könnte, sie sei Gott.

 

Geschichte aus der Zeit seines ersten Pariser Aufenthaltes.

Gemeinsam mit einer jungen Französin kam er um die Mittagszeit an einem Platz vorbei, an dem eine Bettlerin saß, die um Geld anhielt. Ohne zu irgendeinem Geber je aufzusehen, ohne ein anderes Zeichen des Bittens oder Dankens zu äußern als nur immer die Hand auszustrecken, saß die Frau stets am gleichen Ort. Rilke gab nie etwas, seine Begleiterin gab häufig ein Geldstück. Eines Tages fragte die Französin verwundert nach dem Grund, warum er nichts gebe, und Rilke gab ihr zur Antwort: "Wir müssen ihrem Herzen schenken, nicht ihrer Hand." Wenige Tage später brachte Rilke eine eben aufgeblühte weisse Rose mit, legte sie in die offene, abgezehrte Hand der Bettlerin und wollte weitergehen.

Da geschah das Unerwartete: Die Bettlerin blickte auf, sah den Geber, erhob sich mühsam von der Erde, tastete nach der Hand des fremden Mannes, küsste sie und ging mit der Rose davon.

Eine Woche lang war die Alte verschwunden, der Platz, an dem sie vorher gebettelt hatte, blieb leer. Vergeblich suchte die Begleiterin Rilkes eine Antwort darauf, wer wohl jetzt der Alten ein Almosen gebe.

Nach acht Tagen saß plötzlich die Bettlerin wieder wie früher am gewohnten Platz. Sie war stumm wie damals, wiederum nur ihre Bedürftigkeit zeigend durch die ausgestreckte Hand. "Aber wovon hat sie denn all die Tage, da sie nichts erhielt, nur gelebt?", frage die Französin. Rilke antwortete: "Von der Rose . . ."